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zu gast auf

MeineR Wiese

Die Große Wiese im Saalebogen von Rudolstadt – temporäre Zeltplatzfläche zum Rudolstadt Festival – ist ein bedeutender Lebensraum für den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling, auch Schwarzblauer Bläuling (Maculinea nausithous) genannt.

Als sogenannte Indikator- und Schirmart genießt der Schmetterling sowohl europarechtlichen (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie 92/43/EWG) als auch bundesweiten (§44 BNatSchG) Schutzstatus als streng geschützte Art.

Seine „Indikatorfunktion“ wird dadurch bezeichnet, dass er strukturreiche, frische bis feuchte, extensiv genutzte Flächen als Lebensraum besiedelt, die auch zeitweise brachliegende Flächen aufweisen. Unabdingbar ist dabei das Vorkommen seiner Wirtspflanze – dem Großen Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) – und seiner bevorzugten Wirtsameise – der Rotgelben Knotenameise (Myrmica rubra).

Wird der Lebensraum falsch genutzt, d.h. entwässert, der Boden durch schwere Maschinen verdichtet oder zum falschen Zeitpunkt gemäht, verschwinden sowohl die Pflanze als auch die Ameise und damit auch der Bläuling.

Auf der Großen Wiese kommen jedoch alle notwendigen Bedingungen zusammen, sodass sich nicht nur Ameise und Wiesenknopf wohlfühlen, sondern auch der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling, der hier in der größten Population im Landkreis entlang der Saale vorkommt.

Seine Funktion als „Schirmart“ wird dadurch bezeichnet, dass „unter dem Schirm“ der hohen Lebensraumansprüche des Bläulings viele weitere Insekten und Pflanzenarten begünstigt werden und sein Vorkommen somit für eine insektenfreundliche Bewirtschaftung steht.

Bitte achtet den Zaun, damit auch der Ameisenbläuling seine Zelte weiterhin hier aufschlagen kann!

Die errichteten Zäune schützen zum Zeitpunkt des Festivals  die Fläche, auf welcher der Bläuling ab Mitte Juli bevorzugt fliegt.  Hier sucht er sich einen Partner zum Reproduzieren und legt seine Eier auf den Blüten des Großen Wiesenknopfs ab.

Und wer möchte dabei schon gestört werden?

Wer einen Blick durch den Zaun wirft, kann aber vielleicht den ein oder anderen Schmetterling bereits fliegen sehen…

Folgeprojekt

Nachdem das erste Projekt zum Wiesenknopf-Ameisenbläuling im Juli 2023 endete, startet nun das Folgeprojekt. Von November 2023 bis Oktober 2025 wird nicht nur an die Ziele des Vorgängerprojektes angeknüpft, sondern auch die Gebietskulisse erweitert und neue potentiell wertvolle Verbindungsflächen in die Untersuchungen einbezogen. Die Erfassungen des Falters und seiner Wirtspflanze, dem Großen Wiesenknopf, werden auch 2024 und 2025 fortgeführt und durch die Kartierung der Wirtsameise und einer Bestandsaufnahme des aktuellen Bewirtschaftungsregimes komplettiert. Durch die Auswertung der Daten können flächenscharfe Aussagen zum Zustand der einzelnen Falterpopulationen getroffen, Prioritäten gesetzt und geeignete Maßnahmen abgeleitet werden. Nicht zuletzt spielt auch der Wissenstransfer als Daueraufgabe eine wesentliche Rolle zum Schutz dieser Art und seiner komplexen Symbiose.

 

Ökologie

Beide, sowohl die Wirtspflanze als auch die Ameise als Hauptwirt, benötigt der Bläuling, um seinen stark spezialisierten Lebenszyklus zu vollenden.
Mitte Juli- Mitte August fliegen die Schmetterlinge, paaren sich und legen auf den Blüten des Großen Wiesenknopfs ihre Eier ab.  Kurze Zeit später schlüpft daraus eine Raupe, die sich zunächst in die Blüte hinein frisst und sich dann vom Inneren der Blüte ernährt. Dabei spinnt sie das Blüteninnere mit dem Faden so zu, dass die Blüte nicht auseinander fällt.
Hat die Raupe das Ende des Larvenstadiums erreicht, lässt sie sich auf den Boden fallen und von den entsprechenden Ameisen „adoptieren“ und in ihr Nest tragen.  Dies gelingt ihr, indem sie den Duft der Ameisen imitiert und somit nicht als Feind erkannt wird. Die Wahrscheinlichkeit zur Adoption ist dabei maßgeblich an eine hohe Nestdichte der Ameisen in nächster Umgebung gebunden.
Im Ameisennest angekommen ernährt sie sich nun von der Ameisenbrut und hinterlässt im Gegenzug ein zuckerhaltiges Sekret. Nach der Verpuppung im Frühjahr beginnt sie im Juli des darauffolgenden Jahres als fertiger Schmetterling wieder einen neuen Zyklus. Der jeweils einzelne Schmetterling hat für seine Fortpflanzung und erfolgreiche Eiablage lediglich eine Woche Zeit, bevor er stirbt.   

Konflikte

Monotones Grünland und häufige Mahd

Die Aue als ursprünglicher Lebensraum des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings und seiner Schwesternart, dem Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea teleius)  ist entlang der Saale wesentlich durch Landwirtschaft, Siedlungen und Infrastruktur überprägt.
Auf extensiv genutzten landwirtschaftlichen feuchten Grünlandflächen, mit 1-2 mal jähriger Mahd oder Beweidung, finden die Bläulinge jedoch ebenso günstige Bedingungen vor.

Früher waren diese Flächen häufig in der hiesigen Kulturlandschaft zu finden. Mit der zunehmenden Nutzungsaufgabe aber auch der Intensivierung, durch häufige Mahd, Düngung und dem Einsatz schwerer Maschinen, werden diese geeigneten Lebensräume jedoch immer weniger. Diese Entwicklung führt primär zum Verlust der spezifischen Lebensraumstrukturen, die der Bläuling zum Fortbestehen jedoch zwingend benötigt. Sekundär führt die Entwicklung  zu Verinselungen der Vorkommen und geringen Populationsdichten. Die Chancen für einen genetischen Austausch werden damit zunehmend geringer,  womit ein hohes Aussterberisiko für die jeweiligen Teilpopulationen besteht.

Während der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling, aufgrund seiner noch höheren Lebensraumansprüche an der Saale im Landkreis bereits verschwunden ist, konnte der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling im Gebiet einige Refugialvorkommen bilden. Doch auch hier sind die absoluten Zahlen gering und unterliegen einer negativen Entwicklung in der Anzahl der Habitate und der Individuenstärke.

richtig schützen

Mit der richtigen Pflege, zum richtigen Zeitpunkt kann das Schützen des Schmetterlings zum Kinderspiel werden. Günstig ist dabei eine Mahd oder Beweidung im Frühjahr bis Ende Mai mit anschließender Sommerpause der Pflege.
So kann der Wiesenknopf, aber auch viele weitere blütenbildende Kräuter im Juli und August ihre volle Pracht präsentieren und Bestäubern wie Schmetterlingen, Bienen und Schwebfliegen ausreichend Nahrung bieten.
Eine zweite Mahd oder Beweidung sollte dann jedoch erst ab Mitte September erfolgen. Bis dahin hat der Wiesenknopf-Ameisenbläuling sein Zeit in der Blüte beendet und ist bereits im Ameisennest angekommen.
 
Besonders wertvoll sind  immer auch Teilflächen, die ein Jahr lang gar nicht gepflegt werden und brach liegen. Diese Flächen werden vor allem durch die Ameisen besiedelt und bieten darüber hinaus vielen weiteren Insekten eine Fläche zum Überwintern.  Im Rotationsbetrieb können auf diese Weise Flächen gepflegt werden und brachliegen.
 
Sinnvoll ist diese Bewirtschaftung im Übrigen auch für den eigenen Garten!

Herzlichen Dank!

Wir bedanken uns bei der Stadt Rudolstadt und dem Veranstaltungsbüro des Rudolstadt Festivals, mit deren Unterstützung wir diese Informationsaktion vor Ort möglich machen konnten. Besonderen Dank gilt dem Theater Rudolstadt und der Freien Fröbelschule Keilhau „Standort Große Allee“, die tatkräftig die Gestaltung der Zäune übernahmen sowie beim Bäckereimobil Hannes Schöler, der unsere „Postkarten“ mit verteilte, über die Sie auf unsere Seite gefunden haben. 

Das vom Freistaat Thüringen geförderte Projekt wurde durch Mittel der Europäischen Union im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert.

Die NATURA 2000-Station "Obere Saale"

Wir kümmern uns nicht nur um feuchte Mähwiesen und den Dunklen Wiesenknopfameisenbläuling sondern auch um vielfältige Natur- und Kulturlandschaften in Saalfeld-Rudolstadt und dem Saale-Orla-Kreis. Die Landschaften um die wir uns kümmern reichen von den Kammlagen des Thüringer Waldes, über das Plothener Teichgebiet bis zu den Auen der Saale und Schwarza . Hier finden sich Streuobstwiesen und Kalkmagerrasen, Schieferhalden und Felsen aber auch für Fledermäuse zugängliche Dachböden und offene Keller sowie Kirchen.

Mehr über die Natura 2000-Station „Obere Saale“…

Wir betreuen

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FFH-Objekte

8

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