Der Fetthennen-Bläuling (Scolitantides orion) ist ein seltener und kleiner Schmetterling. In Thüringen gilt er laut Roter Liste (TLUBN, 2009) sogar als vom Aussterben bedroht. Der Falter ist auf bestimmte Pflanzen – sogenannte Fetthennen (Sedum-Arten) – als Raupenfutterpflanzen angewiesen. Da diese Pflanzen nur in sehr speziellen, oft feucht-warmen Lebensräumen wachsen, ist der Fetthennen-Bläuling eng an bestimmte Standorte gebunden. Solche Standorte findet man in Thüringen entlang der Saale. Einige davon befinden sich auch auf Privatgrundstücken, in Gärten oder schwer zugänglichen Randbereichen – und sind deshalb für die wissenschaftliche Forschung nur schwer erfassbar.
Genau hier setzt das Projekt an, das auf den Ansatz der Citizen Science baut. Citizen Science bedeutet übersetzt „Bürgerwissenschaft“ – also die aktive Beteiligung interessierter Menschen an wissenschaftlicher Forschung. In unserem Fall heißt das: Menschen, bevorzugt aus Kaulsdorf, Ziegenrück und Leutenberg, sind eingeladen, ihre Beobachtungen des seltenen Schmetterlings, seiner Raupen oder Eier zu melden – ganz egal ob beim Spaziergang oder im eigenen Garten. Wer mitmachen möchte, kann über ein einfaches Online-Formular Funde eintragen, idealerweise mit Foto und Fundort. Dort finden Sie auch eine bebilderte Bestimmungshilfe, der Sie dabei unterstützt, den Schmetterling, seine Eier oder die Raupe sicher zu erkennen.
Die eingehenden Daten werden im Rahmen einer Bachelorarbeit an der Fachhochschule Erfurt wissenschaftlich ausgewertet. Ziel ist es herauszufinden, wo der Fetthennen-Bläuling heute noch vorkommt, welche Rolle Gärten und Siedlungsbereiche für ihn spielen – und wie gut sich der Ansatz der Bürgerbeteiligung zur Erfassung gefährdeter Arten eignet. Dafür werden die Bürger-Meldungen mit Kartierungsdaten aus dem Jahr 2023 und einer zusätzlichen systematischen Erhebung in Kaulsdorf verglichen.
Warum ist Ihre Beobachtung wichtig? Weil viele Lebensräume dieses seltenen Falters sonst verborgen bleiben. Ihre Mithilfe kann helfen, neue Vorkommen sichtbar zu machen, wertvolle Rückzugsorte zu erkennen und damit auch langfristige Schutzmaßnahmen zu ermöglichen – besonders im Zuge des Klimawandels und sich wandelnder Landschaften.
Mitmachen ist ganz einfach: Halten Sie im Sommer die Augen offen, besonders in der Nähe von Sedum-Pflanzen. Wenn Sie einen kleinen, bläulich-braunen Schmetterling oder eine Raupe entdecken, machen Sie ein Foto und teilen Sie Fundort, Datum und – wenn möglich – die Pflanze, auf der er saß. Auch Beobachtungen aus vergangenen Jahren sind willkommen. Jede Meldung zählt. ,




