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Maßnahme

Der nördliche Kammmolch (Triturus cristatus) ist im Anhang IV der europäischen FFH-Richtlinie nicht nur als streng geschützt gelistet, sondern als nur eine von zwei Amphibienarten in Thüringen auch im Anhang II als Art von gemeinschaftlichem Interesse und für die Schutzgebiete ausgewiesen werden. Unser größter Molch kann eigentlich eine Vielzahl an Ausprägungen von Stillgewässern als Laichgewässer nutzen, hat jedoch gleichzeitig eine Reihe an Ansprüchen. Warm und hell genug, aber doch nicht zu warm, mit Freiwasserzonen und gleichzeitig krautiger Unterwasservegetation und strukturreichen Ufern, unterdessen weitestgehend fischfrei – so hat es der Kammmolch gerne. Diese Kombination findet sich immer seltener in den Landschaften Thüringens, wodurch die verbliebenen Kammmolchgewässer vielerorts gepflegt und erhalten werden müssen.

Daher stand es im Jahr 2022 ganz oben auf der Liste für unsere Arbeit für die Amphibien, den kleinen sympathischen Drachen mit Rückenkamm und geflecktem feuerrotem Bauch wieder geeignete Lebensräume zu schaffen. Bestehende oder ehemalige Habitatgewässer sind häufig mit (Zier-)Fischen besetzt, zugewachsen oder verlandet, wodurch Uferauflichtung und Gewässerentschlammung zu den gängigen Pflegemaßnahmen gehören. Neben eigenen Projekten beraten wir thüringenweit beispielsweise die regionalen Natura 2000-Stationen hinsichtlich der Habitatansprüche und der fachgerechten Projektumsetzung.

Wenn an einem Standort mehrere Arten vorkommen, soll das Projekt möglichst auch deren Ansprüchen gerecht werden. So wurden an einem technisch verbauten Gewässer und Bachlauf in einem Schutzgebiet im Eichsfeld mit Kammmolch-, Feuersalamander-, und Geburtshelferkrötenvorkommen im Umfeld mehrere Maßnahmen umgesetzt. Die Verbauung wurde entfernt, die Ufer abgeflacht und naturnah gestaltet, Bachkolke errichtet und Landverstecke aus Totholz und Steinhaufen eingebracht. Der örtliche Angelverband kümmert sich unterdessen um die Entnahme unerlaubt eingebrachter Zierfische und die Waldinteressenten um die Auflichtung der Südufer. Der entnommene Teichschlamm aus verwittertem Laub wird schließlich auf umliegende Äcker verbracht. Naturschutzprojekte mit Akzeptanz vor Ort und Einbeziehung lokaler Akteure haben den wohl größten Erfolg.

 

Bilder von links oben nach rechts unten (links vorher, rechts nachher):

(1) Fast vollständig verlandeter und stark beschatteter Teich – 10cm Wassertiefe (vorher)

(2) Entschlammter und aufgelichteter Teich mit Stauerhöhung – 1,5m Wassertiefe (nachher)

(3) Technisch eingefasstes, strukturarmes und stark zugewachsenes Gewässer (vorher)

(4) Naturnah aufgewertetes Gewässer mit entfernter Verbauung, abgeflachten Ufern und der Möglichkeit für Unterwasservegetation (nachher)

(5) Technisch verbaute Quelle (vorher)

(6) Unverbauter Quallaustritt und Bachlauf mit sauerstoffreichen Kolken (nachher)

(7) Nördlicher Kammmolch in Wassertracht (Männchen) (Bild: K. Kürbis)

(8) Nördlicher Kammmolch in Landtracht (Weibchen) am Amphibienzaun

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